Middelburg
Auch wenn es gemein klingt, seit ich in Holland bin sieht alles schon wieder viel besser aus: die Strände sind nicht mehr zugebaut, es gibt an jeder Ecke eine Frittenbude, ich weiß, dass ich jetzt alle einfach mit auf Englisch ansprechen kann.
Traute, die von Deutschland mit dem Fahrrad gekommen ist, hat mir Middelburg empfhohlen: “das ist so schön dort, das musst du dir unbedingt anschauen.”
Eine holländische Kleinstadt im Süden, mit einer sehr gemütlichen Altstadt, … wenn ich mit dem Auto gekommen wäre, hätte ich mich nicht mehr zurückhalten können, bei so vielen verlockenden Geschäften. Das wäre teuer geworden ;-). Um die Kirche und den Marktplatz herum gibt es eine vielfältige Gastronomie, die zum Verweilen und Schlemmen einlädt. Ein wirklich empfehlenswerter Besuch!
Die Zeeland Inseln
Heute ging es über drei der Zeeland-Inseln, vorbei an vielen Stränden mit weißem Sand, traumhafte breite Fahrradwege in den Dünen, durch schattige Wäldchen im Hinterland, durch kleine schnuckelige Döfer. Bei einem kleinen Dorfbäcker habe ich einen Apple-Pie mit viel Zimt gekauft, sehr lecker, sage ich euch.
Verbunden sind die Inseln mit künstlichen Dämmen, auf denen man fahren kann, teilweise sah es für mich aus, wie ein riesiges Wasserkraftwerk. Auf einem der Dämme findet dieses Wochenende ein riesiges Rockkonzert statt, bis ich die Umleitung gefunden habe, hat es etwas gedauert. Ich glaube, jeder junge Mensch, der hier in der Gegend wohnt war unterwegs zu diesem Konzert, unglaublich viele Radfahrer kamen mir entgegen.
Vor der Stadt Rotterdam und dem Hafengebiet Hook van Holland habe ich mir noch schnelll einen Campingplatz gesucht, ein kleines Dorf, ich war mich nicht sicher, ob die überhaupt ein Restaurant haben, … aber was weiß ich schon. Trotz der Nähe zum riesigen Hafen, ist das hier voll der Touri-Ort, der Campingplatz ist schon gut gefüllt, im Ort und am Strand sind zahlreiche Lokalitäten, wo man gut essen kann.
Gestern Abend war ich auch noch am Strand, … das erste Mal, dass ich chillig am Strand gesessen habe, vielleicht mache ich das heute wieder. Warum habe ich das vorher nicht gemacht? Entweder war es abends schon zu kalt, es war nicht so lange hell, der Strand war nur voller dicker Steine oder hat übel nach Algen gestunken. Hier dagegen lädt er zum Verweilen ein, “wie auf Borkum”, sagt mein Bruder. Ja, wie auf Borkum, nur viel, viel größer, ich bin heute 100 km an Borkum vorbei gefahren. 😉
Schiff und Dühnen
Damit habe ich nicht gerechnet, …
heute ging es wieder durch einen elend langes Hafengebiet, der Hafen von Rotterdam, bzw. Hook van Holland. Und auf einmal geht er Weg einfach nicht mehr weiter, ich habe etwas gebraucht zu verstehen, was hier los ist? Von hier geht es nur mit der Fähre weiter, die fährt allerdings nur 4-mal am Tag, also warten.
Bis dahin haben sich einige Fahrradfahrer angesammelt, eine bunte Truppe, so ging es los zur Hafenrundfahrt mit Rädern.
Heute brennt die Sonne von Anfang an gnadenlos vom Himmel und es wird richtig warm UND es ist Sonntag. Das bedeutet, fast ganz Holland ist am Meer, die Strände sind rappeldicke voll, auf den Zufahrtsstraße ist die Hölle los.
Meine Route führt mich wieder immer an der Küste entlang, durch ein ausgedehntes Dünengebiet, d.h. immer hoch und runter, zwar nicht so doll wie in der Bretagne, aber das hier reicht schon.
Und am Ende lande ich im Cuxhaven von Holland. 😉 . Der Ort heißt Zandvoort und ist der Küstenort bei Amsterdam. Alles ist verstopft, selbst der Campingplatz etwas ausserhalb, ich bekomme noch einen Notplatz zugewiesen, ein paar Quadratmeter von dem Fitnessstudio sind noch frei, dort baue ich mein Zelt auf, ein holländisches Pärchen durfte sich noch auf die andere Straßenseite quetschen. Und es ist immer noch richtig heiß.
Von den anderen Gästen bekommen wir den Zugangscode zum Fitnessraum, der ist klimatisiert und hat Steckdosen zum Aufladen der elektronischen Geräte UND an einem Gerät stand auch der WLAN-Code für die Fitnessgeräte, das ging auch für mein Notebook, … also alles wieder gut. Klimaanlage und schnelles WLAN, die anderen bezahlen dafür viel Geld.
Wind am Ijsselmeer
Der Wind hat gedreht, er kommt jetzt aus Westen und ist richtig aufgefrischt, so dass es richtig schwer ist gegen ihn zu fahren, zum Glück war das heute immer nur kurz der Fall.
Gestern Abend war am Nachbarstrand ein Technokonzert, tagsüber ging es schon los, aber am Abend wurde es richtig laut. “Ach, sollen die jungen Leute doch ihren Spaß haben”, sagt die Holländerin, die sich mit ihrem Mann und ihrem Zelt auch in die letzte Ecke gequetscht hat. Die beiden sind sehr symphatisch und wir quatschen noch eine Weile.
Mein Radweg ging heute durch zwei Naturreservate, Dünenlandschaften am Meer, wo die Wildgänse nicht mehr scheu sind, sie lassen sich von den Menschen nicht stören.
Irgendwann ist das rauf und runter weg, dafür ist links von mir ein riesiger Deich, er wird gerade gemäht und ich wundere mich, welche Steigungen Trecker so bewältigen können. Der Rückenwind macht Spaß und so nehme ich auch noch den IJsselmeerdamm mit, normalerweise bedeutet das 30 km schnurgeradeaus, zum Glück ist zwischen Autos und Radfahrern noch ein Deich, aber der Deich und der Radweg werden schon seit über zwei Jahren überholt, desshalb komme ich in den Genuß eines kostenloses Bustransfers über den Damm. Bis zum nächsten Campingplatz in Harlingen komme ich somit auf 140 km heute, aber das ist ja geschummelt. 😉
Mit Rückenwind durch die Schaf-Scheiße
Entgegen meiner Erwartungen war der heutige Tag sehr interessant: verschiedene Kunstobjekte haben mein Interesse erweckt.
Gleich in Harlingen stand im Hafen ein großes Objekt aus Beton, ich habe extra die Beschreibung mit abgelichtet – schaut selbst. Ich hätte es gern abends beleuchtet gesehen.
Mitten im ländlichen Raum entlang der Deiche, haben sie Portraits der jeweiligen Farmer riesengroß an den Ställen angebracht, auch sehr interessant. Es gab noch ein paar andere Objekte, die ich nicht so prickelnd fand, aber dann im Industriegebiet von Delfzjil, wo auch google ein großes Rechenzentrum betreibt, schaut an einer Kreuzung auf einmal ein LAN-Kabel aus dem Boden.
Ansonsten hatte ich heute den ganzen Tag richtig heftig Rückenwind, selbst bei einem Tempo von 35 km/h habe ich noch keinen Luftzug im Gesicht gespürt, also war der Wind noch schneller. Die, die mir entgegen kamen, taten mir richtig leid, ich weiß aus eigener Erfahrung, wie frustrierend das ist, wenn du überhaupt nicht vom Fleck kommst.
Aber heute war ich der Glückliche, der durch die viele Schaf-Scheiße auf dem Weg am Deich brausen durfte, so manchmal war eine Kollision mit einem Schaf nur sehr knapp gut gegangen.
Für diesen Abschnitt habe ich eigentlich zwei Tage vorgesehen, aber nun bin ich schon fast an der Grenze zu Deutschland, nur noch 30 Kilometer und ich habe doch noch fast eine Woche Zeit?
Aber noch bin ich ja auch nicht Zuhause. 😉
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