Thailand 2022

Mein langjähriger Traum

Es geht wieder los …

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wan nüng (Tag 1)

Eigentlich ist es nicht Tag 1, sondern Tag 2, aber heute bin ich so richtig angekommen, in Thailand, also ist es “Wan Nüng” (Tag 1).

Schon aus der Luft habe ich gesehen: “oha, hier hat sich viel verändert!” Das letzte Mal ist 9 Jahre her, und da war es schon krass! Tag 0, die Anreise musste ich sowieso zunächst in Bangkok im Hotel bleiben, bis der PCR-Test hoffentlich sein o.k. gibt, weiter zu reisen!

Und es war o.k. ! *grins*

Obwohl ich soooo aufgepasst habe, ist mein Kulturbeutel, mit ALLEM drin (elektr. Zahnbürste, Linsen, Linsenflüssigkeit, Brille, Sonnencreme, Kamm und Nagelknipser) im Flieger aus irgendeinem Grund wohl liegen geblieben. Jedenfalls war er nicht mit mir im Quarantänehotel in Bangkok. Und das war schlimm!

Das hieß also: keine Zähne putzen, und vor allem keine Linsen aus dem Auge pulen, sondern damit zu schlafen! Ich gebe zu, den nächsten Morgen habe ich etwas länger gebraucht, bis ich wirklich kleine Schrift wieder lesen konnte.

Aber zum Glück habe ich bei der Lufthansa schnell jemanden per Telefon erreicht und konnte so am eigentlichen Tag 2 schon wieder meine heiß ersehnte Kulturtasche in Empfang nehmen. Und wo ich schon wieder am Flughafen war, bin ich gleich in den nächsten Bus gestiegen, der mich nach Pattaya brachte. Der Ort, wo ich am Tag 5 meinen zweiten PCR Test bestehen muss, um dann endlich richtig frei in Thailand herumreisen zu können.

Pattaya

Ein Ort, wo ich in vorherigen Reisen NIE hinwollte! Ein Inbegriff von kleinbürgerlichem Tourismus, Deutscher Mann mit Thai-Frau, Ballermann am Strand, Kegelclub auf einwöchiger Sauftour, … muss ich noch ausführlicher werden?

Und das ganze JETZT in Corona-Zeiten, ohne die Kegelbrüder, ohne die Ballermann-Besucher, … ganz vereinzelt Farangs (Ausländer), oh Gott, … !

Um es kurz zu machen: ein Drittel der Locations ist komplett geschlossen. am Strand herrscht Tristess, die “Ballermann-Meilen” sind ausgestorgen, die Reisebüros geschlossen, die Bars mit den leichten Mädchen gekündigt, an jeder Ecke steht: “For Rent”. Die “Deutschen Männer”, die noch hier sind, leben hier vermutlich schon seit Jahren und versammeln sich nur noch in den übrig gebliebenen Szene-Lokalen, sitzen stumm vor ihrem Singha-Bier, … zu lachen gibt es hier nichts mehr.

Ich bin erst am Strand hin und später in der Stadt zurück gelaufen, … gefühlt besteht Pattaya nur aus Massagesalons, wo die Mädchen aus Mangel an Kundschaft an der Straße sitzen und jeden “echten Touristen” am liebsten sofort an Land ziehen möchten. So muss Marokko sein, mit den fliegenden Händlern, die einem alles verkaufen wollen. Voll krass!

Am Abend gehe ich um die Ecke, noch mal eben was essen. Kurz vor Feierabend (der ist jetzt vorgezogen worden, weil sowieso niemand mehr feiert) und bestelle mein Essen. Die alte Thai-Frau mit ihren Zahnlücken ruft in die Küche: “Da ist ein Ausländer, der will seinen gebratenen Reis ohne Huhn und ohne Schwein, … machen wir sowas? Und der spricht Thai!”

Früher habe ich immer gedacht, die Thais machen sich über die Ausländer lustig, weil sie soviel lachen bei der Arbeit, … die konnten doch nur auf Kosten der Auslänger lachen. Aber sie lachen heute noch und sie machen sich nicht lustig! Ich beneide diese Menschen für ihre Kraft und ihren Durchhaltewillen. Den brauchen sie wahrhaftig!

Ach ja, mein (günstiges) Hotel “Red Planet Hotel” ist nur der kleine Bruder neben dem “Siam@Siam” Klotz, aber es ist echt innovativ in der Gestaltung. Und “Durians” (die thailändische Stinkfrucht – Äquivalent zum dreiwochenalten Harzer Käse – mag man hier auch nicht. Na, toll !!!

Und noch eines muss erwähnt werden: die Mädchen, die vor dem Plakat stehen, mit den aktuellen Bands, die in Kürze in town kommen und teilweise am Strand spielen, … das ist echt ein Highlight, … wenn jetzt noch Sek Loso spielen würde, … !

wan soorng (Tag 2)

O.k. , o.k. … ich habe es verstanden! Jetzt weiß ich wo die Touris alle sind.

Aber der Reihe nach: Heute Vormittag bin ich am Strand in die andere Richtung gegangen, vorbei an all den Hotelburgen, … und alle sind fast LEER. Die Strandcafes leer, die Liegestühle am Strand unter den Sonnenschirmen leer, die vielen Touri-Restaurants leer, die Reisebüros leer, die vielen Massagesalons leer, … also wo sind sie alle? Wenn da nicht überall noch die Thais sitzen und warten würden, dann hätte ich gesagt, o.k. sind wohl keine da!

Heute Mittag habe ich mal gegoogelt, wie es um die Tourismusbranche in Thailand eigentlich gestellt ist? Im November sollte das Land geöffnet werden, als die Coronawelle abschwellte, … doch dann kam Omikron, kurz nach Weihnachten ging die Einreisesperre wieder hoch, … natürlich konnte man einreisen, sofern man 7 Tage Hotelquarantäne in Bangkok in Kauf genommen hätte …, aber wer will das schon?

Seit Anfang Februar gilt das “Test&Go” Modell, also bei Einreise ein Tag Quarantäne bis das PCR-Ergebnis da ist, und am Tag 5 das gleiche nochmal, danach bist du frei. Das geht doch schon mal, … mein Flieger nach Bangkok war proppenvoll. Also warum komme ich mir hier vor wie nach einem Atomkrieg?

Da nutze ich die Zeit doch lieber, um mich auf meine weitere Reise vorzubereiten. Beim googeln erkenne ich, einen Reiseführer zu haben, wäre nicht schlecht. Es gibt zwar viele Infos auch im Netz, aber da wo ich hin möchte, in den Nordosten von Thailand, wo die Pfade noch nicht so ausgetreten sind, gerade da sind Informationen über Busverbindungen und lohnenswerte Orte echt Gold wert. Doch wo finde ich den?

Na, klar in irgendeinem Guesthouse, wo andere Touris vor der Heimfahrt ihren Reiseführer dalassen. Kurz im Internet nachgeschaut, und schon einen Second-Hand Buchladen gefunden. Ab aufs Motorrad-Taxi, für ein paar Euro bringt der mich gleich hin. Als er in die Strasse einbiegt wird mir schon mulmig, und je länger er durchfährt beschleicht mich das Gefühl, hier ist etwas komisch. Hier sitzen die Frauen nicht nur vor ihrem Massagesalon, sondern sind auch noch sehr leicht bekeidet. Und es sind echt VIELE !!! Als wir vor dem Haus halten und ich absteige, steigt die Spannung, alle Augen sind auf mich gerichtet, … und dann gehe ich zielstrebig … auf die Bücherregale im Haus zu, und ein allgemeines Grinsen macht sich breit. Der Taxifahrer lacht nur und meint: “good luck” und schon war er verschwunden.

Tja, was soll ich sagen, … einen halbwegs aktuellen Reiseführer habe ich nicht gefunden, die Bandbreite ging von den frühen 80-gern bis Anfang 2000, also in der schnellebigen Zeit heute nicht zu gebrauchen. Ich habe mich vorsichtig wieder herausgeschlichen, aus dem Viertel. Aber hier habe ich sie gefunden, die vielen Touris, bzw. ausländischen Männer! Hier sind die Cafes noch voll, es plärrt laut Musik und jede Nase lang tokelt einer vor dir her, egal wie spät es gerade ist. Als ehemaliger Taxifahrer in Bremen bin ich ja schon einiges gewohnt, aber das hier war mir echt neu. Kein Wunder, dass soviele Männer allein nach Thailand fahren, … (bin ja auch einer davon). Aber deswegen erzähle ich es auch nicht mehr jedem, sondern nur noch meinen Freunden, die mich kennen. Sonst glaubt mir das sowieso keiner: Ja, ja, … nach Thailand, … allein … alles klar!

Später wollten sie mein Zimmer noch putzen, da bin ich nochmal los, … habe nach einer normalen Buchhandlung gesucht, … und bin fündig geworden. Ein brandneuer “Lonely Planet” und gleich noch Material zum Thai-Lernen dazu. I`m a lucky man today. Ich weiß, was ich definitiv NICHT will, und werde jetzt schlauer über meine weitere Reise! Da hat es sich doch gelohnt etwas Geld auszugeben. Das sehen die anderen bestimmt auch so. *grins* Es kommt halt auf die Prioritäten an!

In diesem Sinne euch allen eine gute Nacht und bis morgen!

P.S. Fotos vom Rotlichtviertel? Ja, ja hättest du gerne. Fahr doch selbst hin! 😉

wan saarm (Tag 3)

Ein eher unspektakulärer Tag:

Damit ich mal aus diesem Ort, wo ich echt nicht hingehöre herauskomme, habe ich heute morgen meinen neuen Reiseführer bemüht, mir zu zeigen, wo es schöner ist. Er hat mir gesagt, Rolf, fahre auf die Insel und gehe mal schwimmen! Da gehts dir bestimmt besser.

Gesagt getan, … mit dem Sammeltaxi zum Bootspier, die Fähre geschnappt und nach 45 min war ich schon auf einer kleinen Insel, vorgelagert vor Pattaya, im Golf von Thailand. Sie heißt Koh Larn. Nichts Spektakuläres, ein paar Strände, die übliche touristische Infrastruktur (Taxis, Restaurans, Dütt-un-Datt-Läden würde der Norddeutsche sagen, in einer normalen Saison völlig überlaufen, aber jetzt wo kein Sch…. hier ist, genau das Richtige!

Ich habe die Seele baumeln lassen, gut gegessen, das Meer ist pipiwarm, ein paar Wellen, das reicht doch schon zum Glücklichsein! Am Ende gab es noch einen thailändischen Tee, wie ihn die Einheimischen auch trinken, mit Kondensmilch und schön süß.

Ich habe die normale Fähre genommen, sie wollten mir vorher noch die Speedboats nahe legen, sie hätten die Strecke in der Hälfte der Zeit geschafft, aber wer braucht das schon?

Pünktlich zum Sonnenuntergang war ich wieder im schrecklichen Pattaya, ich freue mich auf Morgen, da muss ich noch einmal in die Quarantäne und einen PCR Test abliefern. Und wenn der das richtige Ergebnis liefert, bin ich frei wohin zu fahren, wo ich möchte! Ich gehe mal stark davon aus, dass das klappt, die Inzidenz liegt in Thailand derzeit bei 160 und ALLE tragen IMMER eine Maske, d.h. auch draussen auf der Straße, selbst am Strand, wo man fast alleine war, … lediglich zum Essen und Trinken wird die Maske kurz abgenommen.

Noch ein Wort zu den heutigen Bildern: das erste Bild zeigt die Motorradtaxifahrer, wie sie überall am Straßenrand warten und jedem Farang (Ausländer) hinterherrufen, ob es wirklich sein muss jetzt zu Fuß zu gehen! 🙂 Und gleich daneben eines der üblichen Sammeltaxis, wo man hinten auf einem Pickup auf Bänken sitzt und für umgerechnet 1,50 € durch die halbe Stadt chauffiert wird.

Jetzt gehe ich noch was essen und dann ist auch schon wieder Schlafenszeit.

Liebe Grüße!

wan sii (Tag 4)

Der heutige Tag war schon vorgrammiert, heute bin ich wieder im Quarantänehotel. Die Einreise nach Thailand schreibt es so vor, dass nach 5 Tagen (inkl. Einreisetag) ein erneuter PCR-Test fällig ist und bis das Ergebnis kommt, eine Quarantäne im Hotel erfolgt. Das fühlt sich natürlich komisch an, weil ich bis heute Mittag noch ganz freizügig herumgelaufen bin, … aber nun ja. Ich bin sehr froh, dass es so eine Regelung überhaupt gibt, sonst wäre ich nicht hier.

Ich kann nur berichten, dass die Zeit ganz schön lang werden kann, wenn man nur wartet. Die Wäsche ist gewaschen, die Kunden, die noch ewas von mir wollten, sind bedient. Aufgrund der Zeitverschiebung seid ihr alle noch auf eurer Arbeit, hmmm …

Nein, ich fange jetzt nicht an über den Kriegsanfang am heutigen Tag in Europa zu schreiben. Lieber berichte ich noch von dem gestrigen Tag, das war sehr schön:

Je später der Abend, desto mehr junge Thailänder haben sich am Strand versammelt und ihren Feierabend dort gemeinsam verbracht, … die Abwesenheit von vielen Ausländern hat doch auch seine guten Seiten. Die Jugend trifft sich, lacht und genießt das Leben. Einige haben sogar im Meer geangelt, in stiller Freude habe ich dazwischen gesessen und mir das angeschaut. Später habe ich mich sogar getraut, trotz Verbotsschilder mir Bier zu holen und beim Meeresplätschern zu trinken, … wenn die Thais das dürfen, … 😉

Eine ältere Frau am Rand hat Tarotkarten gelegt, sie konnte sogar gut Englisch, also habe ich mir “in meine Karten schauen lassen”. Es war nichts, was ich noch nicht wusste, aber es war gut, nochmal daran erinnert zu werden.

Schließlich bin ich schön angeduselt und glücklich in der warmen Sommernacht “Nachhause” geschlendert.

Ach, noch was: die vielen Liegestühle und Sonnenschirme werden am Abend tatsächlich alle wieder zusammengepackt ordentlich verschnürt und höre und staune auch bewacht: da saß die ganze Zeit eine Person pro Liegestuhlabschnitt daneben und hat es sich später auf dem Pflaster “bequem” gemacht. Es würde mich nicht wundern, wenn die dort auch schlafen.

Alle guten Dinge sind drei 😉 : ganz unbemerkt vom Trubel ist da eine Art Schrein, wo die Thais vorbeikommen und sich andächtig verneigen, kurz beten und dann wieder ihres Weges ziehen. Hat mich sehr angesprochen, … so mitten im Leben und nicht in einer ollen Kirche.

Und was wären wir bloß ohne unser Smartphone. Wo immer die Thais gerade warten müssen, gleich wird das Smartphone gezückt, aber das ist ja bei uns genauso, oder?!

Morgen gehts weiter.

wan haa (Tag 5)

Eigentlich wollte ich heute ein Auto mieten, … auf das Wort “eigentlich” folgt schlussendlich “aber”, oder “wenn nicht …”. Ihr ahnt es schon, es stellte sich als schwierig heraus. Wenn so wenig Ausländer im Land sind, … dachte ich mir … sind bestimmt auch viele Mietwagen auf Halde. Aber ich habe nicht damit gerechnet, dass heute Freitag ist und das Wochenende bevorsteht. Schon morgens in Pattaya war nichts zu holen und später am Flughafen in Bangkok, wo ich dann mit dem Bus hingefahren bin, … völlige Fehlanzeigen. “Ab Montag gerne”, hat man mich vertröstet.

Tja, was nun … tun?!

Heute sollte es doch endlich losgehen, ich bin endlich frei zu tun und wohin zu fahren ich möchte, … morgen wollte ich schon im Nationalpark “Khao Yai” auf der Fährte von dem Rotwild sein. Neben dem Innlandsflughafen, wo ich auf jeden Fall noch Wagen vermutet habe, liegt direkt ein Bahnhof und die Züge fahren in die richtige Richtung. Zum Nationalpark sind es noch über 4 Stunden, und dann komme ich erst abends im Dunkeln an, … das war mir zu unsicher.

Mit dem Blick auf den Fahrplan ging mir ein Licht auf, “Mensch da liegt ja Ayutthaya auf dem Weg, dort war ich vor 9 Jahren schon mal, eine tolle Stadt mit einer großartigen Geschichte. Da finde ich bestimmt zeitnah eine gute Unterkunft. Und so sollte es eben sein: kein Auto, lieber mit dem Zug unterwegs und Stück für Stück, keine Eile, sondern Muße. O.k. – o.k. ich habe es wieder verstanden!

Am frühen Abend bin ich mit Fahrrad los, der night market soll gerade am Wochenende ein sehr lohnenswertes Ziel sein, und den habe ich damals noch nicht gesehen. Eine enge Gasse, links und rechts Stände, eng an eng mit allem was man essen kann, im wörtlichen Sinne 😉 . Schon ziemlich schnell fiel mir der Stand mit den gerösteten Insekten auf, … soll ich mich das mal trauen? Erstmal schauen, was es sonst noch gibt. Ah, kleine Pfannküchlein aus Kokosmehl, die müssen mit, und dort sieh mal, frische Ananas, boah die schmeckt so gut in Thailand, weil sie hier in der Sonne reifen kann. O.k. … auf dem Rückweg habe ich mich getraut und den Händler gefragt, ob er mir eine Probierpackung Insekten zusammenstellen kann. Klar konnte er das!!! Noch ein bisschen Sojasauce drauf und fertig ist der Snack.

Es war im ersten Moment echt eine Überwindung. Aber nach dem ersten Bissen überhaupt kein Problem mehr. Im Gegenteil, das wird in Zukunft der Chips-Ersatz vor dem Fernseher, versprochen! Man muss sie nur gut kauen, sonst bleibt einem leicht ein “Beinchen” irgendwo im Hals stecken und das kann dauern, bis sich das wieder löst (habe ich heute Abend gemerkt). Also ich bin jetzt ein Fan von Insekten, … nur her damit!

Neuerdings gibt es sogar Pommes hier mit Käse drauf, das war mir neu. Und wie schon früher, werden alle Gerichte mit Flüssigkeit in eine Plastiktüte gefüllt, gut zugeknotet, fertig für den Transport nach Hause, … am Wochenende muss nicht mehr gekocht werden.

Und was für eine Überraschung: gerade an diesem Wochenende findet in Ayutthaya ein Heimatfestival statt, … na da musste ich doch auch gleich mal schauen. Eintritt frei, natürlich 2 G , was streng kontrolliert wurde. Ich habe auf der Zuschauertribüne platzgenommen und mir alles interessiert angeschaut, von dem Gesprochenen habe ich zwar nichts verstanden, aber egal, … es war farbenprächtig, gewaltig in der Mimik, und sehr beeindruckend.

Nun sitze ich auf dem Balkon eines ganz alten Holzhauses in der altertümlichen Stadt Ayutthaya, knabbere geröstete Heuschreuken und Mehlwürmer und schreibe meinen Blog. Ist das nicht geil?!

wan hok (Tag 6)

So, heute geht es weiter Richtung Nationalpark “Khao Yai”. Mit der Eisenbahn zwei weitere Stunden bis zum Ort Pak Chong. Dieser Ort soll laut Reiseführer nervig bis schrecklich sein, das kann ich nun nicht so bestätigen, ein ganz normaler thailändischer Ort, vielleicht mit 5000 – 8000 Einwohnern. Ich habe mir im Zug schon ein Hotel gebucht, das geht hier genauso wie Zuhause mit booking.com.

Ach soweit ist das ja nicht, habe ich gedacht, gehe ich mal zu Fuss, dann kann ich mir gleich den Ort etwas anschauen. Und dann gab es die Straße, in die ich abbiegen sollte auf einmal nicht mehr, alles voller Baustelle, … o.k. – vielleicht doch ein Taxi nehmen. Aber hier fährt keines rum?! Ich bin in der Provinz, hier kommen schon nicht mehr so viele ausländische Touris hin, und die thailändischen Touris haben ihr eigenes Auto dabei. Also habe ich im nächsten Restaurant nachgefragt: der konnte kein Englisch, hat mich weiterverwiesen an eine Frau in der Nachbarschaft und die meinte, Motorradtaxis gibt es hier nicht, nur normale und hielt mir eine Telefonnummer hin. Na gut, irgendwann kam ein Taxi, es musste aufgrund der Baustelle einen riesen Umweg fahren, entsprechend genervt war der Fahrer, das fängt ja schon gut an.

Aber ab hier wurde es besser, der Mann im Hotel (an der Rezeption saß der Eigentümer), hat mich gleich unter seine Fittiche genommen: Mensch, hättest du mich angerufen, ich hätte dich doch abgeholt. Ach, du willst ein Moped leihen? Warte ich fahre dich hin. Im Auto hat er mich gefragt, was ich in Thailand arbeiten würde? Nein? Ach so, nur Tourist? Aha, ist ja komisch, wieso sprichst du Thai? Ach, du hast eine Thaifrau. Nein? Auch nicht? Den ungläubigen Blick kenne ich schon. 😉

Soviel Hilfsbereitschaft, wow. Er hat mir geholfen beim Mopedleihen, mir danach die Tankstelle gezeigt, wo ich am Ende wieder volltanken muss. Und nun fährst du hinter mir her, ich zeige dir wo es Steaks und Burger gibt! So schnell konnte ich gar nichts sagen, da war er schon unterwegs. Ach so, Vegetarier, … macht nichts bei mir um die Ecke gibt es ein Restaurant mit ökoloischem Essen – das klingt gut fand ich, und bin ihm wieder hinterhergefahren, zurück zum Hotel. Dafür schlafe ich hier noch eine Nacht, habe ich ihm gesagt, denn jetzt noch zum Nationalpark hin, da bleibt mir kaum Zeit, das mache ich lieber morgen ganz in Ruhe. Ja, dann fährst du jetzt erst was essen, danach ins Cowboy-Erlebniscenter, kostet nur 2 € Eintritt, und danach gibt es noch einen sehr schönen chinesischen Tempel.

Habe ich auch fast so gemacht, das Cowboy-Erlebniscenter habe ich mir allerdings gespart, er muss es ja nicht mitkriegen. Das Restaurant war ein ganz kleiner Laden, die Speisekarte nur auf Thai, aber dafür mit Bildern! Darauf wurde ich ja im Reiseführer schon vorbereitet. Und die Bedienung hat sich auch gar nicht gewundert, dass der Farang Thai spricht, … alles kam so, wie ich es mir gedacht habe, super lecker und wie der Besitzer am Ende noch auf das Schild zeigte: “organic”!

Ein Moped zu habe ich toll, man ist frei, kriegt den Wind um die Nase geblasen, und hier auf dem Land kann ich mich gut eingewöhnen in den Linksverkehr. Wenn ich jetzt noch einen kleinen Anhänger hätte, wo mein Gepäck rein könnte, ich würde das Moped glatt die nächsten Wochen behalten. Einen Helm hatte ich mir schon in Pattaya gekauft, kostete nur 20,- € und dafür tue ich der Reiseversicherung genüge, denn bei Fahrten ohne Helm muss sie nichts zahlen. Ich habe extra den Kaufbeleg noch aufgehoben. Toi, toi, toi !!!

Beim chinesischen Tempel habe ich wieder Bilder gemacht, das ging vorher alles so schnell, da habe ich es glatt vergessen. Toller Tempel, tolle Farben, leider alles in Thai beschrieben, kein Englisch. Naja, das wollte ich so ja haben.

Morgen kommt endlich der Nationalpark, ich freue mich schon.

Der “Kraut&Rüben-Laden” auf dem zweiten Bild ist übrigens nicht die Verleihwerkstatt fürs Moped *grins*, sondern lag auf dem Weg vom Bahnhof in die Stadt. Scheinbar gibt es kein Lager, sondern nur unter der Decke Platz für die Ersatzteile, … na, wenn er da noch durchkommt. 😉

wan dsched (Tag 7)

Der Hotelbesitzer hat mich gestern gefragt, ob ich thailändisch frühstücke? Ähem, bisher noch nicht, aber das kann ja noch werden! Und heute morgen war es soweit, hier gibt es kein continental breakfast, auch kein american breakfast, sondern nur thai breakfast. Es gehört nicht zum Hotel, es ist aber quasi ein Franchise-Laden direkt nebenan, das hat den Vorteil, dass auch Menschen aus der näheren Umgebung hier frühstücken können, … wie praktisch! Ähnlich einer Garküche an der Straße, gibt es verschiedenen Schalen, wo die Gerichte schon fertig gekocht sind, man stellt sich daraus sein Frühstück nach Belieben zusammen, eigentlich wie bei uns im Baguetteladen. Unter den verschiedenen Gerichten ist mir sofort das mit Tofu ins Auge gestoßen, alles andere sah verdächtig nach Fleisch aus. In den Augen der Frau hinter dem Thresen sehe ich schon die Panik aufblitzen: oh, Gott ein Farang, was sage ich jetzt? Aber als ich mein Frühstück wieder auf Thai bestelle, wirkt sie sofort entspannt und lacht ganz gelöst. Zu dem Tofu-Reisgericht nehme ich noch ein Spiegelei (Khai-Dao).

Den Tee muss man sich beim zweiten Franchise-Laden dahinter holen, dafür wird er in einer aufwändigen Zeremonie hergestellt, ich dachte ich kriege einfach mal einen grünen Teebeutel in die Tasse, aber weit gefehlt, das wäre ja auch noch schöner!

Erst wird der grüne Tee aufgebrüht, natürlich erst nachdem das Wasser auf 80 Grad heruntergekühlt ist, dann kommt Milchschaum hinzu, den Zucker habe ich vorher schon abbestellt, und am Ende gibt es am Rand noch eine grüne Flüssigkeit, die ich bisher noch nicht identifizieren konnte, sie machte das ganze aber zu einer perfekten Mischung. Wow, wieder einmal ein Geschmackserlebnis der besonderen Art. So einen grünen Tee habe ich noch nie bekommen! Kob Khun Maak, Krab (Vielen, vielen Dank) !

Mit so einem tollen Frühstück ging es aufs Moped (Mist es hat noch niemand ein Foto von mir gemacht, auf diesem Ding, da muss ich den Hotelbesitzer morgen unbedingt nach fragen). Richtung Khao Yai Nationalpark, ca. 25 Kilometer Landstraße.

Von einem Eintritt hat er gestern geredet, ich bin mal gespannt: und richtig, die Straße endet an einer Bezahlstation, Thais zahlen 40 Baht, Ausländer 400 Baht plus das Fahrzeug. Aber umgerechnet waren das jetzt für mich 13,- €, ist doch o.k. – das hätte man in Deutschland doch ohne mit der Wimper zu zucken bezahlt. Und unsere Währung ist echt sehr viel mehr wert, als deren Baht, ich finde das sehr gerecht!

Khao Yai heißt übersetzt “der hohe Berg” und so ging es in Serpentienen richtig hoch, im Reiseführer stand bis auf etwa 1200m. Oben wurde mir schon fast frisch, in meinem dünnen Hemd, ohne T-Shirt darunter. Zum Glück kam gleich die erste Attraktion, …nein zuerst kam das Klo 😉 . Das war auch wichtig. Also dann kam die Tierbeobachtungsstation, auf Stelzen, von der aus man die Tierwelt gut beobachten kann, und um dahin zu kommen, muss man noch ca. 1 km laufen, was ich natürlich auch gemacht habe.

Aber jetzt muss ich noch kurz erklären, was dieser Nationalpark eigentlich ist: ein geschützter Raum, wo die Wälder nicht kultiviert werden, wo es keine Dörfer gibt, wo die Tierwelt noch sein kann, wie sie mal war. Also gibt es hier noch wilde Elefanten, wildes Rotwild, sogar wilde Tiger, Schlangen und Skorpione natürlich auch, und noch vieles mehr, kurz gesagt ein intakter Urwald, wie es ihn früher hier immer gab. Das Gebiet ist recht groß, nur auf einem kleinen Teil ist es erlaubt sich aufzuhalten. Und da kommt meine nächste Frage: darf ich da mit meinem Moped reinfahren, oder ist ab Nationalparkgrenze nur noch Fußmarsch angesagt? Nein, man darf durchfahren. Nach ca. 13 Kilometern ist das Besucherzentrum des Nationalparks, hier gibt es viele Informationen und natürlich auch eine leibliche Versorgung.

Von dem Besucherzentrum haben sie verschiedene Wanderungen (Trails) angelegt, zwischen 45 min und 6,5 Std kann man wählen, es geht immer durch den Dschungel, die eine Tour endet in der Graslandschaft, die andere an einem Wasserfall oder an einem kleinen See, der als Wasserreservoir für die Tiere dient. Ich habe mir die Tour 4 ausgesucht, sie ist ca. 2,5 km lang und man soll etwa 2-3 Std dafür brauchen. Den Start zu finden war nicht so einfach, ich als Europäer, habe mir eine perfekt ausgeschilderte Strecke vorgestellt, mit Schildern, alle 50 m. Tja, ich bin nicht in Europa. Also habe ich nochmal nachgefragt, die Frau an der Info konnte kaum Englisch, aber ich durfte dann mit einem Parkranger sprechen, gegen einen entsprechenden Aufpreis, hätten sie mir einen Führer mitgegeben, aber da aktivierte sich mein Stolz: Nein, vielen Dank, das schaffe ich schon! Aber sagen sie doch noch kurz, gibt es auf dem Weg Hinweisschilder? Natürlich! Da war ich beruhigt. Und tatsächlich, nach 300m Trampelpfad irgendwo im Dschungel tauchte tatsächlich das erste Schild auf. Und wenig später die ersten Elefantenabdrücke im Matsch und immer wieder Elefantenkacke auf dem Weg, scheinbar nutzen sie auch die Trampfelpfade der Touristen.

Mir war ja schon etwas unheimlich, ich möchte lieber nicht wissen, was es hier noch alles für wilde Tiere gibt. Und so bin ich auch durch den Wald gestapft, früher habe ich mal gehört, die Schlangen hauen ab, wenn man gut aufstampft. Und wer rettet mich jetzt, wenn mich eine Giftschlange beißt?

So habe ich natürlich keine wilden Tiere gesehen, aber das war mir ganz recht. Stell dir mal vor, ich wäre einem Bären begegnet, oder eben der giftigen Schlange? Und tatsächlich, nach 2 km Trampelpfad, der echt tief durch den Dschungel ging, mit richtigen Urwaldbäumen und einem richtigen Höhenunterschied, der mich schwitzen ließ, war ich auf einmal wieder an der Straße. Puh, geschafft.

Zurück im Besucherzentrum habe ich mir im Restaurant eine Suppe bestellt, auf den Walk musst ich mich echt stärken. Noch nie habe ich soooo eine leckere Suppe gegessen, die Köchin hat extra für mich das Huhn weggelassen, und trotzdem war es ein Feuerwerk für die Geschmacksnerven. Wow, ich bin in Thailand. Scheiß auf Glutamat, das ist geil! (Vielleicht war ja auch gar keines drin, denn ich habe ganz viel frisches Zitronengras und frischen Ingwer identifizieren können, vielleicht ist das auch das Geheimnis von Asien)

O.k. – aber jetzt möchte ich auch noch den Wasserfall sehen, der wäre dann am Ende von der 6,5 km Tour gekommen, und die gibt es nur mit einem Guide und nicht nach 10 Uhr Aufbruch. Blöd. Aber da gibt es tatsächlich eine Straße dahin. Also aufs Moped und durch die vielen Serpentieren, überall Schilder, dass man aufpassen muss, wilde Tiere können jederzeit die Straße queren, ich habe aufgepasst und bin heile angekommen.

Ein toller Wasserfall, aber wenn ich jetzt den halben Tag durch den Dschungel gelaufen wäre, und mir am Ende die schicken Thaimädchen mit ihren high heels, perfekt positioniert vor dem Wasserfall für facebook (ach nee, das heißt ja jetzt meta) begegnet wären, hätte ich mich doch etwas verarscht gefühlt. Naja, ich bin ja auch einer davon, der mit dem Moped gekommen ist, ich sollte lieber ganz ruhig sein.