Nach Schweden wollte ich eigentlich nie, … schlechtes Wetter und viele Mücken, so dachte ich immer. Für diesen Sommer habe mich mir Polen ausgesucht, aber nicht damit gerechnet, dass meine Kinder einen eigenen Vorschlag unterbreiten. “In Schweden ist es nicht so warm, war deren Argument.” Hmmm, … naja, warum eigentlich nicht?
Nachdem am Siebenschläfer dieses Jahr den ganzen Tag nur die Sonne schien, und damit sieben Wochen lang Sonne prophezeite, konnte es in Schweden nicht wirklich schlimm werden.
Also einfach dem Navi folgen, in Dänemark ging es über die 18 Kilometer lange Große Belt Brücke zwischen West- und Ostdänemark. Die Brücke ist beeindruckend und das Staunen groß: “Boah, schau mal wie geil!” aber am Ende muss man für das kurze Vergnügen ordentlich bezahlen, 32,- € haben sie von uns verlangt. Bei der darauf folgenden Öresundbrücke waren es nochmal 59,- €. Wie ich später gelesen habe, kann man vorher online ein Ticket kaufen, wo man noch 4 € spart, aber egal. Alle Preise sind für unser knapp 6 Meter langes Wohnmobil gerechnet, mit anderen Fahrzeugen unterscheiden sich die Preise.
Unser erster Impuls war an die Küste zu fahren, schließlich ist es Sommer und die Sonne scheint. Aber die Regel, „am Meer ist es am schönsten“ scheint nicht unbedingt für Schweden zu gelten. Die Küstenorte, die wir gesehen haben, waren alle ziemlich überlaufen, touristisch voll ausgeschlachtet und das Meer im Vergleich zu Dänemark langweilig. Egal, wo wir waren, an der Ost- oder Westküste musste man erst mal eine weite Strecke ins Meer hinaus stiefeln, bevor die Badehose überhaupt mal nass wurde. Für Kinder mag das natürlich toll sein, aber uns hat es eher genervt.
Also haben wir uns dem Meer abgewendet und geschaut, was es sonst noch so gibt in Schweden. Ziemlich schnell kommt man an einem wunderbaren See vorbei, überhaupt nicht zugebaut und voll die Natur drumherum. Wieder kam ein: „Boah, wie geil!“ An so einem See müsste man mit seinem Campingbus mal Halt machen. Und weil wir uns das so ganz ohne Campingplatz noch nicht getraut haben, ging unsere Suche weiter, bis wir den entsprechenden Platz gefunden haben. Voll ausgestattet mit sauberen Sanitäranlagen, einem schönen Sandstrand, Strom für unseren Kühlschrank und das Bier für den Papa am Abend, also ehrlich, was will man mehr?
Natürlich waren wir nicht die einzigen, die auf diese Idee gekommen sind, vor allem viele Deutsche haben wir getroffen, aber das sollte uns diesmal nicht stören. Einfach die Seele baumeln lassen, im See schwimmen, oder mit dem Kanu darauf schippern, und abends auf der Terrasse des Restaurants einen kühlen Drink, einfach klasse.
Südschweden ist wie Deutschland, habe ich gehört und das stimmt auch, jedenfalls von der Landschaft her: Felder, Wälder, Flüsse und Seen, es stehen überall Häuser, und hier und da auch Gewerbegebiete, aber irgendwie nicht so dicht. Und ganz schnell ist man wieder irgendwo in der Natur. Was sofort auffällt, hier geht es noch etwas langsamer, zumindest der Verkehr auf den Straßen, max. 120 km/h ist erlaubt auf der Autobahn, im Ort nur 40 km/h und auf den kleinen Landstraßen 70-80 km/h. Alle Verkehrsteilnehmer sind äußerst rücksichtsvoll, da kommt man schon gleich ganz anders drauf. Und wo der Navi einen kilometerlangen Stau anzeigt, da ist in Wirklichkeit gar nichts los, in Deutschland wäre das jedenfalls keine Meldung wert.
Der erste Wochenmarkt in einem kleinen Ort führt das Thema weiter, das Gedränge am Stand ist völlig entspannt, weil jeder erst eine Marke zieht, und man kann sich sicher sein kann, dass man bedient wird, wenn man wirklich dran ist. In der Zwischenzeit lässt sich gut überlegen, was man eigentlich kaufen möchte.
Wir fahren durch das Astrid Lindgren Land, vorbei an den typischen roten Holzhäusern, selbst die Bauernhöfe sind in dem gleichen Stil gehalten. Wie in Kinderzeiten macht die Seele einen Luftsprung, dies ist wohl die Magie Schwedens.
Die Neugier zieht uns weiter in den Norden, aber dieses Land ist riesig. Immer wieder kommt es einem vor, man fährt durch eines der deutschen Mittelgebirge, ohne dass die Steigungen so groß sind, unser höchster Berg war gerade mal 200 m über dem Meeresspiegel, das müsste doch ein Paradies für Radfahrer sein, oder? Wir haben aber nur sehr vereinzelt welche gesehen.
Bis auf die Höhe von Stockholm sind wir gekommen, die Sommerabende waren lang und warm, ein echter Traum. Von den Tropen weiß ich, wie schnell es Nacht werden kann, hier ist es genau umgekehrt, der Übergang zur Dunkelheit zieht sich scheinbar ewig in die Länge und so kommt die Seele auch langsam zur Ruhe, bis wirklich Zeit zum Schlafen ist.
Elche wollten wir natürlich auch sehen, überall wird an den Straßen vor ihnen gewarnt. Aber ein Elch wird sich wohl kaum einem vollen Campingplatz nähern, also mussten wir zu ihm kommen, das ging am besten in einem Elch-Gehege. Wir waren überrascht, wie fettig das Fell ist und vor allem wie weich die “Schaufel”. Wieder ein “Boah”.
Noch ein Wort zu den Mücken, über die ich zuvor wahre Horrorgeschichten gehört habe und sie für mich ein Hauptgrund waren, nicht nach Schweden zu fahren: Tagsüber sind sie nicht aktiv, aber abends bei der Dämmerung, mitunter kamen sie schon mal geballt auf uns zu. Mit dem richtigen Equipment, Mückennetz und –spray ist auch das nicht wirklich schlimm. Jeder Asientourist kann wesentlich mehr über die Plagegeister berichten. Und morgens ist wieder alles vergessen.
Alles in allem bin ich sehr positiv überrascht von diesem großen Land mit der großartigen Natur. Und obwohl ich ein Mann bin, ist mir auch aufgefallen, wie schön die schwedischen Männer sind, genauso wie das Land, sind sie ganz natürlich und kraftvoll in ihrem Auftreten. Da kann sich manch einer bei uns eine Scheibe abschneiden.
Dieser Bericht ist vielleicht etwas geschönt, wir hatten schließlich zwei Wochen lang das super tollste Sommerwetter, selbst ganz oben an der finnischen Grenze sollen es noch 25° gewesen sein. Aber selbst, wenn das Wetter nicht ganz so perfekt ist, dieses Land ist eine Reise wert, ich komme bestimmt wieder!
Auf dem Rückweg haben wir die andere Route genommen, über Helsingborg, Kopenhagen und Rödby nach Puttgarden. Vom Preis her dürfte sich das nicht viel nehmen, wenn man bedenkt, wie viele Kilometer man spart. Wer einfach schnell nach Schweden kommen möchte, dem würde ich diese Route empfehlen, für die Fähren haben wir insgesamt 155,- € bezahlt.