Normandie
Eisenbahnwege
Bevor ich es vergesse: Warum schmecken französische Haribo anders, als deutsche? Gibt es dafür eine Erklärung? Und ich vermisse diese Haribos mit Kokos, wie z.B. Haribo Konfekt, die gibt es hier scheinbar nicht.
Der Radweg führte mich heute ins Landesinnere und weil es dort auch sehr hügelig ist, haben sie sich wohl überlegt, warum nicht einfach den ehemaligen Weg der stillgelegten Eisenbahn nutzen? Der Vorteil ist, es geht nicht ständig hoch und runter, für die Eisenbahn haben sie damals Täler gefüllt und Hügel durchschnitten, und so konnte ich ruhig und sanft durch die Landschaft gleiten, die Anstiege ware moderat und die Abstiege genauso, eine sehr angenehme Art zu radeln.
Am Wegesrand tauchten all die Bahnhofshäuschen auf, die Haltestellenschilder waren noch vorhanden, teilweise waren sie liebevoll restauriert, nur jetzt wohnen dort normale Menschen. Und die ehemaligen Bahnübergänge hatten nun eine Schranke für die Radfahrer, damit sie abbremsen und genau schauen, ob ein Auto die Linie quert. Ich bin so bestimmt 60 Kilometer gefahren, ein weiteres Highlight dieser Tour!
Auf dem Weg lag auch der größte Wasserfall Frankreichs, wow, dachte ich, wieder ein touristisches Highlight. Aber weit gefehlt, ich musst intensiv suchen, damit ich den Wasserfall überhaupt finde. Kein Parkplatz, keine Pommesbude, kein Dütt-un-datt-Laden, nichts, einfach nur ein Bach der über die Steine fließt. Ob das wirklich Frankreichs größter Wasserfall sein soll? Ich kann es mir fast nicht vorstellen, aber so wurde er angekündigt.
In der Kleinstadt Vivre in der Normandie habe ich einen ganz kleinen Campingplatz gefunden, dort stand ein Schild: Lieber Camper, bitte richte Dich ein, bis ich wieder da bin, um die Formalitäten zu erledigen, ich liebe es.
Hoch und Runter - ich bin erledigt.
Den siebten Tag auf dem Fahrrad, und er hat mich geschafft.
Der Weg führt mich mitten durch das Land, eine Gegend, wo es nur noch Hügel gibt, kein Geradeaus mehr, sondern, nur noch Hoch oder Runter, das bedeutet entweder mit 40 km/h nach unten sausen oder mit 5 km/h nach oben hecheln. Die Sonne brennt, und es ist heiß, doppelt Sonnencreme, doppelt Wasser eingepackt, … und doch bin ich am frühen Nachmittag an meiner Grenze. Ich kann einfach nicht mehr.
Zum Glück hat das Hoch-und-Runter auf einmal ein Ende, der Weg führt mich entlang eines Flusses bis zur nächsten Kleinstadt. Es gibt hier keinen Campingplatz, die Hotels sind ausgebucht, und doch finde ich noch ein letztes Zimmer, sonst hätte ich wohl irgendwo auf einer Weide gecampt, denn weiterfahren war keine Option mehr.
Austernfischer und D-Day
Auf den 100 Kilometern, die ich heute gefahren bin, habe ich viel gesehen, … angefangen hat es mit einer wunderschönen Flusslandschaft, der Radweg ging immer nah beim Fluss, unterwegs gab es schöne Landhäuser zu sehen. Es flutschte im Vergleich zum Vortag nur so, der Wind war mir wohlgesonnen im Rücken.
Das Landesinnere konnte ich bald hinter mir lassen, endlich war ich wieder am Meer. Es war gerade Ebbe und die Austern-Erntehelfer waren unterweges zu den Austernbänken weit draussen am Strand. Das muss ähnlich hart sein, wie Spargel ernten, sie hatte alle lange Gummihosen an, die ihnen bis zur Hüfte gingen.
Womit ich gar nicht gerechnet habe, dass ich schon an den Stränden war, wo im 2. Weltkrieg die Alliierten vom Meer aus gelandet sind und mit den Nazis in erbitterte Kämpfe verstrickt waren. Plötzlich stand ich mittendrin in der Gedenkstätte am Point du Hoc. An diesem Ort ist die erste amerikanische Division am 06. Juni 1944 mit Ihren Booten gelandet, sie mussten die Steilklippen empor klettern und wurden von oben beschossen, ihr Auftrag war, die Kanonengeschütze der Nazis zu zerstören. Von den 220 amerikanischen Soldaten haben nur 90 überlebt.
Als Deutscher wird man hier ganz leise und ehrfürchtig.
Neben den Amerikanern, sind hier auch die Engländer und Kanadier an der Küste gelandet. Schon lange vorher hingen überall amerikanische und kanadische Flaggen, es gab viele Mahnmale und Erinnerungstafeln an die “Helden” und “Retter”, die Franzosen sind ihnen heute noch sehr dankbar, das spürt man hier an jeder Ecke. Der D-Day war der Auftakt zur Vertreibung der Nazis.
Abgerundet wurde der Tag für mich mit den Paragleitern, ich konnte zusehen, wie sie auf die Klippe zugelaufen sind und sich dann in ihre Sitze haben fallen lassen.
Der Tag der Strandpromenaden
Beim Camping versuche ich immer möglichst nicht so weit weg vom Klo zu sein, falls man mal nachts raus muss. Heute ist mir das nicht gelungen. Der Campingplatz, den ich anvisiert hatte, wurde noch umgebaut, als ich ankam, der nächste war schon voll und der dritte im Bunde konnte mich gerade noch so aufnehmen: “Sie müssen sich mit den anderen Radfahrern einigen, der Platz ist begrenzt”, hieß es an der Rezeption. Ach, das kriege ich schon hin, wenn ich nur hier unterkommen kann, dachte ich mir.
Dem war auch so, wir Radfahrer haben ja alle kleine Zelte, ich habe mich einfach eingereiht.
Neben mir war Traute, aus der Nähe von Hamburg, sie ist von Zuhause losgefahren und innerhalb von dreieinhalb Wochen bis hier gekommen. Ich habe kurz nachgerechnet, ich habe noch genau 18 Tage, bis zum ersten Kundentermin, das sollte doch zu schaffen sein. 😉 Wir haben uns bei einem Bier am Strand ausgetauscht, über die Route des jeweils anderen, die wir selbst schon gefahren sind. Ich sage immer, wenn man Hilfe braucht, dann kommt sie automatisch, und dieses mal hieß sie Traute.
Somit steht mein Entschluss, ich fahre mit dem Fahrrad nach Hause. Und somit muss ich mir ab jetzt keine Gedanken mehr machen, wie ich das Fahrrad wieder in einen Karton bekomme. Danke, Traute!
Ansonsten war der Tag heute eher langweilig, … der Tag der Strandpromenanden. Ein Strandbad gibt sich die Hand mit dem nächsten Strandbad, jedes hat eine Promenade und genau dort führt auch der Fahrradweg lang. Alles nicht sehr aufregend. Die Strände selbst sind mal gepflegt, mal nicht, dann stinken dort die Algen vor sich hin, oder werden gerade mit dem Radlader entsorgt.
Die D-Day-Strände sind fast vorbei, ich war noch im D-Day-Museum in Arromanches, und habe mich informiert. Eine krasse Geschichte, die mich letzte Nacht bis in die Träume verfolgt hat. Die heutige Nacht wird hoffentlich ruhiger.
Honfleur und die Brücke
Drei Ereignisse haben den heutigen Tag geprägt:
– der Thriatlon auf meiner Strecke
– der Ort Homfleur mit seiner historischen Altstadt
– die Brücke über die Seine bei Le Havre
Der Reihe nach:
noch keine zwanzig Kilometer gefahren, waren da auf einmal ganz viele Radfahrer auf meinem Weg, alle hatten ein Schild hinten am Rücken, mit einer Startnummer und dem Vornamen. Traute hat mich gestern vorgewarnt, da gibt es ein Radrennen, ich bin wohl mitten drin. Ich strampel eifrig mit und mache mich auch nicht schlecht, den Berg hoch bin ich immer etwas langsamer aufgrund meines Gepäcks, aber Berg runter bin ich definitv auf der Überholspur. 😃 Irgendwann trennen sich unsere Wege, mein Weg biegt links ab, ich grinse innerlich, ich war tatsächlich dabei auf einem französischen Radrennen.
Die Kleinstadt Homfleur kurz vor Le Havre hat mich überrascht, ein wunderschöner Ort mit einer unglaublich schönen Altstadt. Es ist Samstag und ich gerate gerade noch in den Samstag Markt mit vielen interessanten Ständen.
Ich sammele alle Kräfte für das bevorstehende Event, die Brücke über die Seine. Verschiedene Radfahrer haben mich darauf vorbereitet, so wusste ich, was mich erwartet: eine riesige Brücke über die Seine, mit einem sehr schmalen Streifen für die Radfahrer, wo die LKWs nur so vorbei donnern, eigentlich zu gefährlich, um zu überleben, und einem schmalen Streifen für die Fußgänger. Welche Fußgänger gehen über diese Brücke???
Man hat mir empfohlen, den Weg für die Fußgänger zu wählen, der ist zwar auch nur 50 cm breit, aber wenigstens nicht direkt neben den LKWs, die hier mit 100 Klamotten über die Brücke donnern.
Das war der richtige Tipp, die Spur für die Radfahrer ist eigentlich nicht zu verantworten, weil die LKWs ja auch nicht ausweichen können, und einen fast steifen.
Ich bin gut rübergekommen, die Ohren dröhnten von den lauen LKWs direkt neben einem.
Dann ging es noch etliche Kilometer durch das hässliche Hafengebiet von Le Havre, die Luft stank nach Lösemitteln und Abgasen. Die Szenerie erinnerte mich an Bremerhaven , man sollte es umbenennen in Bremer-Havre.
Ein Blick auf die Karte verriet nichts Gutes, der nächste Campingplatz ist noch mind. 30 Kilometer entfernt, und ich habe schon fast 90 km auf der Uhr, also ist eine Alternative gefordert.
Ich habe ein Hostel gefunden, im Hafengebiet, ein Bett für28,- € im Vierbettzimmer, also los.
Gerade sitze ich in einer Bar in der Nähe und schreibe Blog den Blog in mein Handy.
Ich danke vor allem Traute, die mich gestern richtig gut vorbereitet hat für den heutigen Tag.
Ein Regentag

Heute Vormittag bin ich noch etwas gefahren, dann hat es angefangen zu regnen, trotz guter Regenkleidung bin ich klitschnass am Campingplatz angekommen. Morgen wird es wieder besser.
Kreidefelsen
Ich wünschte, ich hätte mehr Yoga gemacht, das sitzen auf der Isomatte ist nicht so richtig komfortable, ich wünsche mir einen Campingstuhl. 😉
Und mein Fahrrad ist wieder so sauber, wie zu Beginn der Reise. 🙂
Heute war die Sonne wieder da. Hurra. Die Sachen in meinen Packtaschen sind noch allesamt naß, vor allem das Zelt. Naja, noch ist nicht Abend.
Meine Route führt mich durchs Landesinnere, hier hat es letzte Nacht auch sinnflutmäßig geregnet, der Fahrradweg ist oft überschwemmt mit Schlamm und Geröll, einige Streckenabschnitte wurden schon gesperrt, ich bin trotzdem durch gefahren. Zweimal bin ich im Schlamm stecken geblieben, könnt ihr euch vorstellen, wie ich und mein Fahrrad aussahen? Schlamm bis zur Radnabe, die Bremsen nicht mehr zu erkennen, Packtaschen, Schutzbleche, meine Waden, alles voll mit Schlamm, von meinen Schuhen erzähle ich lieber nichts. Oh, Mann!
In der nächsten Kleinstadt habe ich gegoogelt: Auto Waschanlage! Die nächste war natürlich mitten auf dem Berg, wie immer. Dafür hatte sie einen dieser Selbst-Wasch-Plätze, ich habe mir gleich drei Münzen für den Hochdruckreiniger gekauft: eine fürs Fahrrad, eine für ich Packtaschen und eine für meine Schuhe. :-). Glücklich und mit triefend nassen Schuhen bin ich wieder gefahren, zum Glück sind die Schuhe aus Kunstleder, das wird schon wieder.
Am Campingplatz heute Abend habe ich alles andere zum Trocknen aufgehängt, mich selbst geduscht, … der Weg zur Dusche war noch von meinen Schlammfüßen gezeichnet, aber jetzt ist alles sauber. Wie schön!
Ach ja, die Kreidefelsen. Gestern Abend habe ich mich in die Kneipe verzogen und musste dort mehrere Bier trinken, bis die Sonne wieder raus kam. Was habe ich gestaunt, als die tiefliegenden Wolken sich verzogen haben, was für eine schöne Küstenlandschaft kam da zutage?
Und das ging heute so weiter, ich bin wieder an so einem schönen Strand. krass wie scharf die Kanten zum Land sind, wo noch in unmittelbarer Nähe die Häuser stehen.
Morgen gehts weiter! Diesmal hoffentlich alles trocken.
Guter Draht nach oben
Dicke Wolken haben sich heute Vormittag wieder aufgetürmt am Himmelszelt, ich habe mich immer wieder abgestimmt mit meiner Wetter-App, und konnte weiterfahren. Doch bei der letzten Abfahrt fing das Fahrrad merkwürdig an zu schlingern, dann war klar, ich habe einen Platten. Nicht weit entfernt gab es ein Bus-Häuschen, das habe ich kurzerhand zu meiner Reparaturwerkstatt erkoren, … und das war genau richtig, denn 15 min später fing es derart an zu schütten, dass ich auf freiem Feld keine Chance mehr gehabt hätte. Geistesgegenwärtig habe ich schnell meine Schale draussen aufgestellt, mit dem Regenwasser konnte ich mir danach sogar die Hände waschen, … also der “Draht nach oben” funktioniert, ich danke dafür!!!
Der Ort Le Treport hat mich in seinen Bann gezogen, wunderschöne Häuser an der Promenade, kleine Geschäfte, ein Bäcker, wo ich mir ein Croissant gekauft habe, ein Fischhändler, der seine Muscheln anbot, Menschen, die morgens im Café ihren Kaffee tranken, ein wunderschönes Bild.
Bis Berck-sur-Mer bin ich heute gekommen, auf dem Campingplatz habe ich erst gedacht, ich habe mein Zelt zu nah an der Toilette aufgebaut, wie ich später bemerkt habe, kam der Geruch aber vom Meer, dort war Ebbe und die ganzen Algen fangen an in der Sonne zu stinken. Schön ist das nicht, aber die Strandstimmung mit dem Wolkenhimmel ist imposant, wenn man den Geruch mal abschaltet.
Le mercredi j'ai dansé en ville
Eine wunderschöne aber auch anstrengende Tour, 800 Höhenmeter, das ist viel, ich bin in Calais angekommen, von wo die Fähren nach Dover ablegen, diese Stadt habe ich heute neu kennengelernt, denn heute war die “fête de la musique”, ein Event im ganzen Land, wo im Ort Bands auftreten, umsonst und draussen! In Calais haben sie die ganze Innenstadt zur Partyzone gemacht, ich bin mitgeschwommen und habe mich mitreissen lassen, so glücklich komme ich sonst nur vom Biodanza, … und heute ist Mittwoch, also der Tag, wo ich sonst Zuhause tanze, das passt!!!